Die Sache mit der Alliteration

Manchmal frage ich mich schon, ob die Sache mit den ‘Vorderreimen’, also den gleich anlautenden Wörtern, wirklich so schwer zu begreifen ist. Jeder Journalist versucht sich sein Leben lang an dieser einfachsten Bastelanleitung für eine knackige Headline – und trotzdem klappt es schwarz auf weiß nur selten.

So bot bspw. der ‘Stern’ dem geneigten Leser eine arg ausgelatschte Story über die Rolle der Gene bei der Partnerwahl an. Da online kein längerer Riemen ohne beigeordnete Klickstrecke mehr erscheint, trug die Diashow unter diesem Artikel die folgende Headline:

Partnerwahl, Poppen und Promille

Mit Verlaub – so nicht, liebe Leute vom ‘Stern’! Erstens hat eine Alliteration nur wenig mit dem Buchstaben oder dem optischen Zeichen zu tun, das am Anfang der Wörter zu finden ist. Immer ist der Laut oder Klang entscheidend, der uns bei der Aussprache über die Lippen kommt. Der Reiz einer Alliteration besteht darin, dass Mund, Zunge und Lippen mehrmals hintereinander die gleiche Stellung einnehmen, was übrigens auch beim innerlichen Nachsprechen funktioniert, da auch das stille Lesen von einem ‘muskulären Probehandeln’ begleitet ist. Die Repetition jedenfalls löst eine Art Kitzel aus, der als angenehm empfunden wird, ganz wie beim Poppen auch.

Im obigen Fall ist ein ‘P’ wie in ‘Poppen’ nun mal ein anderer Laut als das ‘Pr’ in Promille, wie jeder durch Selbstbeobachtung seiner werten Gesichtsmuskeln beim Nachsprechen leicht erfahren kann.

Zweitens stellt sich auch der Rhythmus dieser Headline ein Bein: Bei ‘Partnerwahl, Poppen …’ verursachen zwei betonte Silben hintereinander klanglich einen Auffahrunfall, was ‘unaussprechliche’ Wirkungen hat und den Leser aus dem Text schmeißt. Als nächstes schlabbern gleich drei unbetonte Silben – ‘…pen und Promille’ – wie ein ausgeleiertes Gummiband durch die Zeile. Wenn schon, dann müssen auch alle Alliterationen exakt auf den Betonungen liegen – also bspw.:

Poppen, Partner, Pegelstände

Oder auch:

Ein Stern für stilvolle Stunden …