Früher, vor langer, langer Zeit, da gab es in Zeitungsverlagen mal Lektoren. Die Spezies scheint ausgestorben, und wir haben uns an den Schwurbel längst gewöhnt:
Wer jault da unter meinem Schreibtisch? Ach so, die vom Stil getretene Grammatik. Der Weg führt weg von der Dichtung, hin zur Verdichtung.
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Putin besteht nicht mehr auf französische Kriegsschiffe.“ (FAZ)
Auf solche Ausdrucksweise stehe ich auch nicht …
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Sicherlich ist es feinsinnige Ironie, die den ‚Standard‘ dazu brachte, statt ‚vielversprechend‘ nur ‚viel versprechend‘ zu schreiben. Zum Finalstadium war’s dann ja auch nicht mehr so weit:
„Team Stronach: Vom viel versprechenden Team zur Verlierertruppe.“
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Tscha, die Globalisierung, diese olle Hinkhüpfdohle … und die komische Muse hat sich hier in einen Redakteur verguckt.
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Hannah Bethke ist Professorin an der Universität Greifswald. In einem FAZ-Artikel beschwert sie sich über stilistische und grammatische Defizite des heranwachsenden Prekariats, vermutlich völlig zu Recht. Wie aber steht es um die Sprache der Kritikerin selbst?
Wer über Stil redet, sollte Stil haben. Diese bildungskritische Tirade leidet selbst an ‚Sprachkrebs‘, an einer bürokratischen Verschwurbelung einfachster Sachverhalte, auch wenn die Grammatik halbwegs unbeschadet die Tortur übersteht.
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Ich denke mal, der Malte Lehming erfuhr nie jenen himmelschreienden Sound, der sich erhebt, besuchen Fuchs oder Marder ungebeten einen Hühnerstall. Beim Gackern und bei nur einem Hühnchen an Krimtartar bleibt’s jedenfalls nicht.
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Ach, wie sie dort ringt, besonders nachts, und wie sie ihren Gegner gerade mit einem derivatären Riesenhebel und mit gekonntem Hüftwurf auf die diplomatische Matte warf – tscha, Hofjournalismus, Geflöte oder Mausitum hieß diese devote Stilform früher mal, heutzutage fiele mir eher etwas Spinndoktorisch-Proktologisches ein …
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Nein, das alles sind keine Ausnahmen, diese wenigen Beispiele bilden schon eher eine Regel …